Gewöhnung an Lügen
Hetze gegen das MfS auch im „Neuen Deutschland“
Die
nachstehenden Zuschriften wurden von „Neuen Deutschland“ nicht veröffentlicht.
Es wurde auf sie auch nicht anderweitig reagiert.
Leserbrief
an das „Neue Deutschland“ vom 12.08.2017
ND vom 12./13.08.2017
„Wahlkampf im Stasi-Knast“
In Ihrem Bericht zum Besuch der Bundeskanzlerin in der
Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen schreiben Sie wörtlich: „Mehr als 10.000
meist politische Häftlinge wurden seit 1951 hier von der Stasi inhaftiert und
oft physisch und psychisch gefoltert.“
Mit Genossen des Insiderkomitees zur kritischen
Aufarbeitung der Geschichte des MfS saß ich in den Räumen der
„Arbeitsgemeinschaft 13. August“ im Mai 1993 dem obersten Ermittler in Sachen
Regierungskriminalität, Herrn Kittlaus, gegenüber. Ich forderte ihn auf, er
möge doch die Folterer des MfS vor Gericht stellen. Meinen Segen hätte er. Ich
könnte ihm aber niemanden aus dem MfS nennen, der gefoltert hätte, weil ich
keinen solchen kenne. Auch Herr Kittlaus und seine eifrigen Mitarbeiter haben
davor und in der Folgezeit keinen einzigen Angehörigen des MfS wegen Folter
anklagen oder gar verurteilen können. Welcher bundesdeutsche Richter hätte sich
schützend vor einen MfS-Angehörigen gestellt? Es gab auch keine juristischen
Hindernisse. Folter war auch in der DDR strafbar. Selbst absurdeste
Verdächtigungen sind seinerzeit akribisch untersucht worden.
Dann kam der erwartete Aufschrei: „Aber die psychische
Folter!“ Darüber zu diskutieren ist jedoch völlig sinnlos. War Einzelhaft schon
psychische Folter? Waren es strenge Blicke des Vernehmers oder unangenehme
Vorhaltungen, Hinweise auf das zu erwartende Strafmaß oder Appelle an die
Verantwortung vor Familie und Kollegen? Subjektive Empfindungen lassen sich
nicht verifizieren und wer glaubt psychisch gefoltert worden zu sein, hat am
Ende immer Recht, noch dazu gegen Mitarbeiter des MfS.
Wolfgang Schmidt
An ND-Leserbriefredaktion, Zuschrift
vom 19.08.2017
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit Bedauern habe ich zur Kenntnis nahmen müssen, dass Sie meinen
Leserbrief (E-Mail vom 12.08.) im Zusammenhang mit dem Besuch der
Bundeskanzlerin in Hohenschönhausen nicht veröffentlicht haben.
Sie haben damit eine Chance vertan, die bösartige Verleumdung
ehemaliger MfS-Mitarbeiter, die angeblich, noch dazu oft, gefoltert hätten,
wenigstens zu relativieren.
Wussten Sie eigentlich, dass die „Zentrale Erfassungsstelle“
Salzgitter keinen einzigen Fall von MfS-Folter dokumentiert hat, obwohl ihr
u.a. die Aussagen von ca. 30.000 von der BRD freigekauften DDR-Häftlingen zur
Verfügung standen oder dass bei keinem der Besuche von Botschaftsmitarbeitern
bei Häftlingen aus der BRD und dem Ausland jemals Beschwerden zu Folter oder
Misshandlungen vorgebracht wurden?
Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen zeigt übrigens ihren
Besuchern seit geraumer Zeit nicht mehr ihre Hauptattraktion: 1993 nachträglich
eingebaute, angeblich rekonstruierte Wasserfolterzellen. Sie selbst begründet
das in der eigenen Ausstellung wie folgt: „1993 lässt
der Berliner Senat drei Zellen umbauen, um den Einsatz von Wasserfolter in
Hohenschönhausen zu veranschaulichen. Ein ehemaliger Häftling hat berichtet,
wie er 1947 auf sowjetische Anweisung eine Tropfeinrichtung einbauen musste. Da
sich keine weiteren Zeugen melden, ist der Nachbau umstritten…“
Ausschlaggebend für diese Entscheidung war aber vermutlich das
Bekanntwerden der Wasserfoltermethoden der CIA. Danach war selbst naiven
Gemütern die Karl May nachempfundene Wassertropf-Folter nicht mehr glaubhaft zu
vermitteln.
Ich überlege jetzt, ob ich die besagte Textstelle zu angeblichen
Folterungen des MfS aus dem ND als Fake News melden oder den Deutschen Presserat
einschalten soll. Dieser hat auf meine Intervention hin vor einiger Zeit die
„Freie Presse“ (Chemnitz) im Zusammenhang mit einer üblen „Stasi“-Folter-Story
zu journalistischer Sorgfalt ermahnt.
Aus langjähriger Solidarität mit dem ND werde ich aber wahrscheinlich
wieder einmal nichts unternehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Schmidt
Nachbemerkung:
Am 21. August sahen die Fernsehzuschauer im ZDF die haarsträubende
Story „Verräter – Tod am Meer“. Danach hat das MfS RAF-Aussteiger reaktiviert,
um dem BND einen Gefallen zu erwiesen. Als RAF-Opfer sei ein unliebsamer Banker
in der BRD ausgewählt worden, der sich zu sehr für Entwicklungshilfekredite engagiert
habe. Passend zum Thema wurde auch vorgeführt, wie das MfS Häftlinge an den
Armen aufgehängt und die bloßen Füße mit kalten Wasser aus einer Gießkanne übergossen
habe. „Mehr kaltes Wasser!“ – so wurden schließlich vom MfS Geständnisse
erreicht. Nach Gießkannen in Untersuchungshaftanstalten des MfS muss nicht
gesucht werden – man weiß ja auch so wie es war. Gewöhnung an Lügen eben…
W.S.
22.08.2017