Zur
Causa Schlesinger
Irgendwie ist es schon eigenartig, wenn sich WDR-Intendant
Tom Buhrow (Jahreseinkommen 413.000,- Euro) moralisch entrüstet, dass seine
Amtskollegin Schlesinger ihr mageres Jahreseinkommen von nur 303.000,- Euro
trickreich auf vielleicht 346.000,- Euro aufgebessert hat. Vergleichsweise soll
das Jahreseinkommen von Bundeskanzler Scholz inkl. anteiliger
Abgeordnetenbezüge nach einer 3,1%igen Diätenerhöhung ab 01.07.2022 ca.
362.000,- Euro betragen.
Wir leben schließlich in einer Gesellschaft, in der die
Bereicherung Einzelner auf Kosten der Allgemeinheit, das Streben nach Maximalprofit,
also Raffgier pur als entscheidende Triebkraft wirkt. Die Gewinne der mit der
juristischen Aufklärung beauftragten Rechtsanwälte werden mit Sicherheit die
Ausgaben für italienisches Parkett in der Führungsetage des RBB oder für
Massagesitze im Dienstwagen von Frau Schlesinger um ein Vielfaches übersteigen.
Gefeilscht werden wird sicher um die Höhe einer möglichen
Abfindung, die bei Managern auf der Stufe höchster Unfähigkeit (siehe Bahn-AG,
BER) selbst 7-stellige Beträge umfassen konnte.
Soweit ich es verfolgen konnte, ist Frau Schlesinger bisher
allerdings von einem Verdikt verschont worden, dem der Selbstprivilegierung.
Mit dieser Begründung wurden durch Beitragszahlung erworbene Rentenansprüche
von ehemaligen Ministern der DDR, ihren Stellvertretern, weiteren „staatsnahen“
DDR-Bürgern und sämtlichen MfS-Angehörigen nach 1990 willkürlich und pauschal
gekürzt. Jedes Einkommen, das das Durchschnittseinkommen eines DDR-Bürgers
überstieg wurde ohne individuelle Prüfung und ideologisch motiviert als „nicht
durch Arbeit und Leistung erworben“ bewertet. Selbst die von der letzten
Volkskammer der DDR in einer Atmosphäre der Stasi-Hysterie gekürzten
Rentenbeträge wurden von westdeutschen Bürokraten nochmals reduziert.
Die ohne eigene Beiträge erworbenen Pensionsansprüche von Frau Schlesinger – geschätzt etwa 15.000,- Euro monatlich und netto – werden im „Rechtsstaat“ dagegen mit höchster Wahrscheinlichkeit unangetastet bleiben.
W.S.
04.09.2022