Intervention aus dem Publikum von Doris Pumphrey bei der Veranstaltung am 13.1.2005
Ich möchte etwas aus Personenakten
zitieren:
Über eine Person heißt es da: „Kleidet sich zwar kontrastreich und
manchmal zu jung, kauft aber stets preiswerte Kleider“. Über eine andere: „Sie raucht stark, versagte während der
Ausbildung bei einem Vortrag vor der Klasse, hat zwei Kinder, davon eine
unerwünschte Tochter und ist körperlich etwas anfällig mit leichtem Drang zur
Wehleidigkeit“. Über eine weitere:„Sie
liebt das Extravagante, hat besondere Ansprüche und gibt das Geld mit beiden
Händen aus – so hat sie eine Lederhose für 600 Mark“.
Der folgenden Person stand der
informelle Mitarbeiter offensichtlich besonders nahe, denn er guckte ihr auch
unter die Wäsche, wenn er berichtet:„Leidet
vor allem in den Frühjahrsmonaten an Kopfschmerzen und Furunkeln an Kopf und
Rücken.“
Bei der Überprüfung, ob ihm
Geheimpapiere anvertraut werden können, steht über einen Betroffenen: „war
früher ein Karl-May-Leser“
Bloße Vermutungen Dritter sind
Grundlage für die Bewertung, ob jemand ein Sicherheitsrisiko darstellt, oder
wie es in der entsprechenden Fachsprache heißt „ein außerhalb der Norm
liegendes Verhalten zeigt“.
Zweifel an der geforderten
Zuverlässigkeit eines Überwachten gründet sich offensichtlich schon auf die Aussage
er habe:„das ganze Jahr über eine
überdurchschnittlich braune Gesichtsfarbe und fährt ein Kabriolett“. (Dunkelhäutigen
ist demnach zu raten, wenigstens auf das Kabriolett zu verzichten.)
Dies sind nicht Kostproben aus den
Akten bei Frau Birthler, sondern aus dem Nadis-Datenspeicher
in Niedersachsen.
Die Frankfurter Rundschau
enthüllte dies vor genau 10 Jahren am 13. Januar 1995. Da steht dann auch zu
lesen:
„Niedersachsens Verfassungsschutz
sammelt Unmengen Informationen über öffentlich Bedienstete. Allein im
strengsten Überprüfungsverfahren wurden aus niedersächsischen Behörden seit
1977 mehr als 19.000 Bedienstete im Nadis-Datenspeicher
erfasst. Mit betroffen von den Ausforschungen sind pro Prüf-Fall im
Durchschnitt 15 Personen – z.B. Verlobte, Vettern, Vermieter und ehemalige
Arbeitgeber.“
Wenn es in Niedersachsen allein schon so viele sind, sollten wir doch mal hochrechnen, wie viele Menschen in der gesamten Bundesrepublik ganz demokratisch bis unter die Wäsche geprüft werden, ob sie der Verfassung treu sind.