Ist das Sendeauftrag?
(In der „jungen Welt“ am 19.10.2008 veröffentlichter Leserbrief
von Helmut Holfert)
Ich
stelle die Frage: Sieht so der Sendeauftrag des öffentlich-rechtlichen
Fernsehens aus? Im ZDF-Freitagskrimi »Der Kriminalist« wurde mittels »Bluesgewehr« (Sendung am 10.10.) wieder einmal das Ministerium für Staatssicherheit der DDR ins Spiel gebracht. Der Vater der
letztlich überführten Täterin Conny geriet vor 20 Jahren in Untersuchungshaft beim erwähnten Organ; er wurde durch mit in der Haftzelle einsitzende
Kriminelle ermordet. So die Aussage im Film.
Der scharfsinnig agierende Kriminalist Schumann (Christian Berkel) bezeichnet in einem Nebensatz, so ganz nebenbei,
diese Inhaftierung als »Stasi-Gefangenschaft«. Eine Situationsbeschreibung und eine Aussage, die bei mir Fragen
aufwarfen, Also fragte ich bei der ZDF-Zuschauerredaktion an, was mit diesem
Begriff der »Stasi-Gefangenschaft« gemeint sei und ob hinter der angeführten
Hintergrundgeschichte ein realer Fall stehe. Die Antwort lautete wie folgt: »Beim Krimi >Der Kriminalist: Bluesgewehr< handelt es sich um
eine fiktionale Sendung, die auf unterhaltsame Weise eine Geschichte dem
Zuschauer erzählen möchte. »Realdetails« stehen hier weniger im
Mittelpunkt des Interesses. Mit freundlichen Grüßen Gerd Kramer, ZDF,
Zuschauerredaktion.«
Mein Resümee: Auf »unterhaltsame Weise« wird - auch mit meinem GEZ-Zwangsbeitrag - erstens mit völlig abwegigen Begriffen agiert, die ein negativ gewolltes Bild
noch schauerlicher zeichnen sollen, und zweitens werden Vorgänge in der DDR erzählt, die so nicht
stattfanden, aber mit der »fiktionalen« Darstellung beim Zuschauer Abscheu gegenüber der Verflossenen erregen sollen. Und doch werden scheinbare »Realdetails« dem Zuschauer
nahegebracht, die aber wiederum weniger im Mittelpunkt des Interesses stehen
sollen? (...)