Neuerscheinung zum 10.Jahrestag der GRH
Die politische
Strafverfolgung
in Folge der Deutschen
Einheit
Siegerjustiz?
mit Beiträgen von Hans Bauer
Eleonore Heyer
Günther Sarge
Horst Bischoff
Karli
Coburger
Erich
Buchholz
Geleitwort:
Hans
Modrow
Einleitung:
Arnold
Schölzel
Nachwort:
Siegfried
Mechler
Aus
dem Inhalt:
Als per Einigungsvertrag am 3. Oktober 1990 die DDR aufhörte
zu existieren, weil sie der Bundesrepublik beigetreten war, sollte endlich
zusammenwachsen was zusammengehört. Gleichzeitig wurde eine
Verfolgungsmaschinerie in Gang gesetzt, die in der jüngeren deutschen
Geschichte ohne Beispiel ist. Es wurde dämonisiert, kriminalisiert und
denunziert. Ins Visier der Ermittler rückten insbesondere ehemalige
DDR-Repräsentanten,
das MfS, die NVA und die Grenztruppen der DDR sowie Angehörige der Justiz u.
a.. Tausende "belastete" Mitarbeiter aus öffentlichen Verwaltungen,
Schulen, Medien etc. wurden entfernt, die Möglichkeit einer demokratischen
Alternative zur Bundesrepublik sollte ein für allemal delegitimiert werden. Die
Autoren dieses Buches haben systematisch die Praktiken der Abrechnung
analysiert und zeigen die Ergebnisse auf.
Ausgehend vom Einigungsvertrag bilanziert Hans Bauer 12 Jahre der politischen
Strafverfolgung: Es wurden Verfolgungsstrukturen geschaffen, oft zweitklassige
Juristen verpflichtet, "Chefankläger" kreiert, "Pilotverfahren"
propagiert. Die neuen Bundesländer traten in einen regelrechten Wettstreit der
Verfolgung. Die "Beweise" waren dürftig. Die mit der Anwendung von
"fremden Recht" (laut Einigungsvertrag) betrauten Richter und
Staatsanwälte hatten von dem anzuwendenden DDR-Recht keine Ahnung. Der
BGH bzw. das BVerfG mussten entscheiden. Auch deren Richter wussten es nicht
besser, sie beugten Recht, gaben "Orientierungen" vor.
Der Verfolgung von DDR-Juristen widmet sich Eleonore Heyer. Über 50.000
Ermittlungsverfahren wurden eingeleitet. Besonders bedrückend sind die
Verurteilungen wegen der so genannten Waldheimprozesse, fanden diese doch unter
Alliierten-Recht statt und vor Gericht standen damals NS-Kriegsverbrecher!
Der ehemalige Präsident des Obersten Gerichts der DDR, Günther Sarge denkt in seinem Aufsatz über Recht und
Unrecht in den beiden deutschen Staaten nach, demonstriert den politischen
Verfolgungswillen, beschäftigt sich mit den Propagandalegenden der BRD, wie
"Rechtsstaat", "Gleichheit vor dem Gesetz ... ..
Gerechtigkeit" usw. Insbesondere zeigt er, wie die einzelnen
Rechtskonstruktionen geschaffen bzw. so umfunktioniert wurden, dass danach
verurteilt werden konnte.
Mit dem gleichen Thema beschäftigt sich der renommierte
Jurist und ehemalige Hochschullehrer Erich
Buchholz. Im Stile eines brillanten Lehrers analysiert und erläutert er die
komplizierten juristischen Konstruktionen, die geschaffen wurden um zu
verurteilen. Als intimer Kenner der DDR-Rechtsprechung und des
Strafrechts zeigt er schonungslos die Fehler in Herangehensweise und
Durchführung der Verfahren gegen ehemalige DDR-Bürger in der politischen
Strafverfolgung seit 1990 auf.
Vieles ist über das MfS, die "Stasi", geschrieben
worden - fast immer mit dem Ziel, zu kriminalisieren und zu
stigmatisieren. Horst Bischoff und Karli
Coburger sind Insider. Sie beschäftigen sich sehr detailliert mit diesen
einzelnen Vorwürfen, gehen jeweils den wahren Hintergründen auf den Grund. Am
Ende blieb fast nichts übrig, jedenfalls nichts, um die ehemaligen Angehörigen
des MfS weiter zu kriminalisieren, mit Berufsverbot zu belegen oder sonst wie
auszugrenzen.
Besonders erschütternd und eindrucksvoll sind die exemplarisch veröffentlichten Erlebnisberichte von Betroffenen, aufgeschrieben von Werner Engst und Herbert Kelle.
(Kai Homilius-Verlag, 34 €)
Rezension
im "Neuen Deutschland" vom 18.07.2003